Willensstarke Kinder - eine Herausforderung?
Willensstarke Kinder können im jungen Alter eine Herausforderung sein – aber wenn sie einfühlsam begleitet werden, entwickeln sie sich zu großartigen Teenagern und jungen Erwachsenen.
Selbstmotiviert und innerlich geführt verfolgen sie ihre Ziele mit Entschlossenheit und lassen sich kaum von Gruppenzwang beeinflussen. Solange Eltern und PädagogInnen der Versuchung widerstehen, ihren Willen zu „brechen“, werden willensstarke Kinder oft zu Führungspersönlichkeiten.
Was ist eigentlich ein willensstarkes Kind?
Manche Erwachsene nennen sie „schwierig“ oder „stur“, andere etwas positiver „temperamentvoll“, „durchsetzungsstark" oder „emotional intensiv“.
Doch wir können willensstarke Kinder auch als mutige Menschen mit Rückgrat sehen, die sich nicht so leicht von ihrer Meinung abbringen lassen. Selbstbestimmt und autonom - so nannte sie beispielsweise Jesper Juul.
(Übrigens findest du auf meiner Elternseite noch ganz viele Blogartikel zu diesem Thema).
Willensstarke Kinder wollen Dinge selbst herausfinden, statt das zu glauben, was andere sagen – deshalb 'testen' sie immer wieder die Grenzen. Sie möchten „Herr oder Frau über sich selbst“ sein – und stellen den Wunsch, recht zu haben, manchmal über alles andere. Wenn sie etwas wirklich wollen, fällt es ihnen schwer, innerlich umzuschalten. Sie fühlen intensiv und leben mit voller Kraft.
Viele Kinder, die als willensstark, selbstbestimmt oder autonom bezeichnet werden, sind in Wahrheit hochsensibel. Auch wenn Jesper Juul beispielsweise (oder andere Autoren) dies mit keinem einzigen Wort erwähnen.
Sie reagieren stark auf Reize, ihr Nervensystem gerät leicht aus dem Gleichgewicht. Wenn sie etwas belastet, reagieren sie über und stellen sich quer. Wenn du also ein willensstarkes Kind hast, überlege:
Wäre dein Kind kooperativer, wenn es sich sicherer fühlen würde und du ihm mehr Gehör und Unterstützung gibst?

Machtkämpfe, die gar nicht nötig wären
Willensstarke Kinder neigen zu Machtkämpfen mit ihren Eltern. Aber für einen Machtkampf braucht es immer zwei. Du musst nicht jede Einladung zum Streit annehmen!
Wenn du in herausfordernden Momenten tief durchatmest, deinem Kind hilfst, das Gesicht zu wahren, und gleichzeitig bei deinem Standpunkt bleibst, kannst du diese Kämpfe oft umgehen. Denn oft ist es ja so: Dein vierjähriges Kind sollte dich nicht dazu bringen, dich selbst wie ein Vierjähriger zu verhalten.
Niemand wird gern herumkommandiert – aber für willensstarke Kinder ist das fast unerträglich. Eltern und PädagogInnen können Machtkämpfe vermeiden, indem sie dem Kind das Gefühl geben, verstanden zu werden, auch wenn sie klare Grenzen setzen.
Versuch es mit Empathie, Entscheidungsfreiheit und der Haltung, dass Respekt in beide Richtungen geht. Win-Win-Lösungen statt harter Ansagen verhindern Eskalationen und lehren wertvolle Fähigkeiten wie Verhandeln und Kompromisse schließen.
Integritätswahrungs-WeltmeisterInnen
Willensstarke Kinder sind nicht einfach nur schwierig. Sie haben das Gefühl, ihre Integrität werde verletzt, wenn sie sich dem Willen anderer beugen sollen. Wenn sie selbst entscheiden dürfen, kooperieren sie gerne.
Wenn dich das stört, weil du glaubst, dass Gehorsam eine wichtige Tugend sei, dann denke noch einmal nach. Natürlich willst du ein verantwortungsvolles, rücksichtsvolles und kooperatives Kind großziehen – eines, das das Richtige tut, auch wenn es schwer ist.
Aber das ist kein Gehorsam. Das ist innere Überzeugung. Sicherlich möchtest du kein Kind, dass später springt, wenn eine vermeintliche Autorität sagt: Spring!
Natürlich willst du, dass dein Kind tut, was du sagst – aber nicht, weil es blind gehorcht, sondern weil es dir vertraut, weil es weiß, dass du es gut meinst.
Du willst ein Kind, das Selbstdisziplin, Verantwortung und Einfühlungsvermögen entwickelt – und vor allem die Fähigkeit, zu erkennen, wem es vertrauen kann und wann es sich beeinflussen lassen darf.
Den Willen eines Kindes zu brechen macht es anfällig für den Einfluss anderer – auch solcher, die es nicht gut mit ihm meinen. Es ist zudem ein Bruch des Vertrauens, das wir als Eltern mit unseren Kindern eingehen. Es verschlechtert unsere Beziehung zum Kind nachhaltig.
Wie funktioniert ein gutes Miteinander?
Friedliche Kommunikation und gleichzeitig übernehmen von Verantwortung basiert auf drei Prinzipien:
Reguliere deine eigenen Emotionen.
Das ist entscheidend, weil es Sicherheit schafft, dein Kind beruhigt und ihm zeigt, wie man mit Gefühlen umgeht.Verbindung schaffen.
Die Verbindung zu deinem Kind ist deine größte Einflussmöglichkeit – denn willensstarke Kinder lassen sich nicht zwingen.Sei Coach, nicht Kontrolleur.
Unterstütze dein Kind darin, sein bestes Selbst zu werden – durch Emotionsbegleitung, passende Strukturen (Schlafzeiten, Autonomie, Routinen) und klare, empathische Grenzen:
„Du willst wirklich nicht aufräumen und dich bettfertig machen. Ich verstehe das. UND es ist Zeit. Lass uns das gemeinsam machen.“
Wenn du grundsätzlich an friedvoller Elternschaft und der Begleitung willensstarker oder hochsensibler Kinder interessiert bist, schau dir weitere Blogartikel auf meiner Elternseite an:
- 8 Tipps für den Alltag mit willensstarken Kindern
- 3 Irrtümer im Alltag mit selbstbestimmten, willensstarken Kindern
- Selbstbestimmte Kinder und Gefühlsregulation
- Willensstarkes Kind oder Trotz?
Schwarze Pädagogik war gestern - bedürfnisorientierte Erziehung mit Verantwortung und auf Augenhöhe ist heute.