Hochsensibel oder neurotisch?

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Hochsensibel oder neurotisch?

Neurotisches Verhalten wird oft mit Hochsensibilität verwechselt. Viele Hochsensibilitäts-Online-Tests (wie beispielsweise auch dieser hier) tragen das ihre dazu bei und zeichnen damit ein verzerrtes Bild über Hochsensibilität.

Nur wenige Fragen dieser und ähnlicher Tests beziehen sich wirklich auf Hochsensibilität. In den letzten Jahren hat es das Thema mehr und mehr in die Öffentlichkeit geschafft. Gut so!

Dennoch hilft es hochsensiblen Menschen wenig, wenn sie automatisch als neurotisch bezeichnet werden und ein falsches Bild über Hochsensibilität viele Menschen daran hindert, sich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen.

Hochsensibilität und Neurotizismus - warum werden sie oft in einen Topf geworfen?

Neurotizismus bzw. neurotisches Verhalten ist das Subjektive Reagieren auf negative Emotionen bzw. Erlebnisse. Neurotischen Menschen werden Eigenschaften zugesprochen, wie:

  • Ängstlichkeit,
  • Nervosität,
  • Launenhaftigkeit,
  • Empfindlichkeit,
  • Reizbarkeit und viele weitere.

Der Begriff "Neurotizismus" ist eine Persönlichkeitseigenschaft der sogenannten "Big 5". Er beschreibt im Wesentlichen die Empfindlichkeit auf negative Emotionen.

Jeder Mensch befindet sich im Bereich Neurotizismus irgendwo auf der Skala, entweder im Bereich des niedrigen oder hohen Neurotizismus:

Neurotizismus eine Skala von niedrig bis hoch

Je nachdem, wie stark der Neurotizismus ausgeprägt ist, verspürt eine Person schnell:

  • Stress, 
  • Sorgen,
  • Ängste und
  • negative Gefühle wie Unsicherheit oder Selbstzweifel.

Oder ist andersherum bei geringem Neurotizismus widerstandsfähig gegen diese Dinge. Soweit dazu!

Hochsensibel oder neurotisch? Warum wird das leicht verwechselt?

Der Begriff Hochsensibilität wird im deutschen Sprachraum missverständlich aufgefasst. Viele verbinden damit eine Art:

  • Über-Empfindlichkeit,
  • Über-Besorgtheit,
  • schlechte Belastbarkeit

und weitere negative Eigenschaften, die neurotisches Verhalten beschreiben.

Wird unter Hochsensibilität DAS verstanden, kann es leicht passieren, dass Hochsensibilität mit Neurotizismus in Verbindung gebracht wird. Oder damit verwechselt wird.

Besonders bei Menschen mit einer "unglücklichen" Kindheit, also das Umfeld oder das Verhalten der engen Bezugspersonen nicht gerade optimal waren, dann zeigt sich neurotisches Verhalten in einem erhöhten Ausmaß.

Diese Auswirkungen zeigen sich aber auch bei nicht hochsensiblen Menschen!

Wo ist also der Unterschied zwischen Hochsensibilität und neurotischem Verhalten?

Hochsensibilität, sprich die erhöhte Reizaufnahme und damit verbundene erhöhte und komplexere Reizverarbeitung, ist angeboren. Nach letztem wissenschaftlichen Stand vererbt wie andere Persönlichkeitsmerkmale auch.

Es wird angenommen, dass Neurotizismus zu etwa 48% vererbt ist, dass dies relativ konstant bleibt, sich allerdings im Laufe des Lebens und mit zunehmendem Alter erhöht.

Kommen allerdings in der Kindheit schlechte Erfahrungen (über einen längeren Zeitraum) hinzu, zeigt sich das in einem erhöhten neurotischen Verhalten (wie z.B. Depression, Ängstlichkeit oder Schüchternheit).

Wenn an diesen schlechten Erfahrungen gearbeitet wird, indem der betroffene Mensch an seiner Persönlichkeitsentwicklung arbeitet, dann kann sich das neurotische Verhalten wieder bis zu einem gesunden Ausmaß reduzieren.

Auf der anderen Seite haben wir das Konstrukt der Hochsensibilität: Sie ist weder eine Krankheit noch eine Störung, sondern beschreibt eine grundlegend andere Wahrnehmungs- und Verarbeitungsfähigkeit. Diese Art der Verarbeitung kann nicht bewusst abgelegt oder geändert werden - sie ist angeboren.

Natürlich können auch hochsensible Menschen, die in einem ungünstigen Umfeld aufwachsen, neurotisches Verhalten entwickeln.

Wie steht es um hochsensible Menschen mit einer weitgehend guten Kindheit?

Hochsensible Menschen können ein gutes Umfeld sogar besser nutzen als andere. Das beschreibt Dr. Elaine Aron in vielen Artikeln und ihren Büchern.

Wachsen hochsensible Kinder in einer positiven, förderlichen und unterstützenden Umgebung auf, können sie ihr Potenzial besser entfalten als nicht hochsensible Kinder mit einer guten Kindheit.

Das sollte uns in Bezug auf die Begleitung aller Kinder, insbesondere aber hochsensibler Kinder deutlich vor Augen führen, dass Potenzialentfaltung nur in einer guten Atmosphäre gelingen kann.


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